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Blasenentzündungen sind ein Sommerthema

Frau mit Blasenentzündung

Blasenentzündungen sind häufig. Am allerhäufigsten sind sie im Sommer. Und am häufigsten sind Frauen betroffen. Sogenannte Infektionen der unteren Harnwege sind für viele so normal, dass sie nicht gleich zum Arzt gehen, wenn sie die typischen Symptome verspüren: Harndrang trotz relativ leerer Blase, ein unangenehmes Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen unterhalb des Bauchnabels.

Betroffene, die schon mindestens eine Blasenentzündung überstanden haben, wissen: Die Beschwerden klingen in leichteren Fällen nach ein paar Tagen von selbst wieder ab. Außerdem helfen meistens verschreibungsfreie Mittel aus der Apotheke sowie Hausmittel wie Wärmflaschen und Fußbäder. Dies gilt zumindest für unkomplizierte Infekte der unteren Harnwege, wie Fachleute sie nennen. „Unkompliziert“ heißt, dass nur die Blase akut betroffen ist und alle beteiligten Organe normal weiterfunktionieren. Das ändert allerdings nichts daran, dass auch unkomplizierte Infekte für Betroffene sehr unangenehm sind.

Eine Diagnose, viele Ursachen

Infekte der unteren Harnwege sind aus zwei Gründen häufig: Erstens gibt es viele Auslöser. Der häufigste Erreger ist das Darmbakterium E. coli. Auf der Liste möglicher Übeltäter stehen aber noch einige andere Keime. Der Körper selbst trägt zu einer Blasenentzündung bei, wenn die Immunabwehr durch Kälte, Stress oder andere Ursachen gestört wird. Zudem können hormonelle Faktoren die Schleimhaut in Harnröhre und Blase anfälliger machen. Zweitens ist die weibliche Harnröhre um ein Vielfaches kürzer als die männliche. Das bedeutet gerade für Bakterien wie E. coli: Kurze Wege, leichtes Spiel. Die Erkrankung verläuft deshalb auch von unten nach oben: Zuerst ist die Harnröhre betroffen, dann die Blase; in seltenen, aber schweren Fällen steigt die Entzündung über die Harnleiter bis ins Nierenbecken auf.

Wetter warm, Blase erkältet

Mütter und Omas warnen wahrscheinlich seit Generationen vor bauchfreien Oberteilen und kalten Böden. Mit gutem Grund: Das Auskühlen des Unterleibs begünstigt die Entstehung einer Blasenentzündung. Durch die Kälte lässt die Durchblutung nach. Krankheitserreger können dann schlechter vom Körper abgewehrt werden. Im Winter wappnen sich Töchter und Enkelinnen also gegen die Kälte. Aber wer rechnet schon an einem warmen Sommertag damit, sich zu verkühlen?

Dabei ist die Blasenentzündung durch nasse Badesachen ein Klassiker. Der klamme Bikini reicht bei empfindlichen Frauen bereits aus, um Beschwerden hervorzurufen. Aber auch wer keinen Ausflug zum Badesee macht, kann an den falschen Stellen auskühlen. Bei der Grillparty am Abend oder draußen im Biergarten bleibt es oft nicht so warm, wie erwartet.

Die Honeymoon Cystitis

Auch indirekt erhöht das Sommerwetter das Risiko für Blasenentzündungen: Im Sommer sind Menschen sexuell aktiver. Dadurch steigt das Risiko für Geschlechtskrankheiten quasi mit der Temperatur — aber auch das für Harnwegsinfekte. Beim Sex gelangen zum einen neue Bakterien in die Nähe der Harnröhre. Zum anderen wird ihnen der kurze Weg zur Blase auch auf mechanische Weise durch die Bewegung beider Partner leicht gemacht. Außerdem verändert sich der pH-Wert der Scheide bei ungeschütztem heterosexuellen Geschlechtsverkehr kurzfristig. Das kann das Wachstum und die Wanderung unerwünschter Bakterien zusätzlich fördern. Die Folge ist ein typischer Harnwegsinfekt. Dieser kommt jedoch so häufig vor, dass er im Englischen einen speziellen Namen bekommen hat: Honeymoon Cystitits – Flitterwochen-Blasenentzündung.

Blasenentzündungen haben im Sommer Saison

Natürlich holen sich Menschen auch in den Wintermonaten Harnwegsinfekte, aber im Sommer treten sie häufiger auf. Eine französische Forschergruppe zum Beispiel untersuchte die Häufigkeit von Blasenentzündungen anhand von Google-Suchanfragen und den Verkaufszahlen bestimmter Medikamente. Das Ergebnis: Im Sommer werden mehr Medikamente gegen Blasenentzündung verkauft und Dr. Google häufiger nach der Erkrankung gefragt.

Amerikanische Wissenschaftler, die die Häufigkeit schwerer Harnwegsinfekte untersuchten, bemerkten, dass jeden Sommer besonders viele Patienten deswegen im Krankenhaus behandelt werden müssen. Bei diesen Patienten handelt es sich um die Spitze des Eisbergs. Das Muster ist aber in beiden Studien gut erkennbar: Blasenentzündungen sind ein Sommerthema.

Du willst mehr erfahren?

In unserem Grundmodul Harnwegsinfekte und im nachfolgenden Aufbaumodul Blasenentzündung erfährst du, welche Formen von Harnwegsinfekten es gibt, was dabei im Körper passiert und was dagegen hilft.

 

Quellen:

Cornelisse VJ, Chow EPF, Chen MY, et al. Summer heat: a cross-sectional analysis of seasonal differences in sexual behaviour and sexually transmissible diseases in Melbourne, Australia Sex Transm Infect Published Online First: 06 November 2015. doi: 10.1136/sextrans-2015-052225

Rossignol L, Pelat C, Lambert B, Flahault A, Chartier-Kastler E, et al. (2013) A Method to Assess Seasonality of Urinary Tract Infections Based on Medication Sales and Google Trends. PLoS ONE 8(10): e76020. doi:10.1371/journal.pone.0076020
Simmering JE, Tang F, Cavanaugh JE, Polgreen LA, Polgreen PM. The Increase in Hospitalizations for Urinary Tract Infections and the Associated Costs in the United States, 1998–2011. Open Forum Infectious Diseases. 2017;4(1):ofw281. doi:10.1093/ofid/ofw281.
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