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Quallenplage: Wenn Urlauber sich im Wasser verbrennen

Symbolbild Quallenverbrennung

Dass Mallorca vor wenigen Wochen wegen gefährlicher Gift-Quallen zeitweise seine Strände schließen musste, machte auch in Deutschland Schlagzeilen. Schließlich geht es hier um Deutschlands liebste Urlaubsinsel. Und was ist ein Strandurlaub ohne die Möglichkeit, im Meer schwimmen zu gehen? Inzwischen sind die Mallorquiner Strände wieder geöffnet. In der spanischen Zeitung El Mundo erklärte Meeresbiologe und Quallenexperte Josep Maria Gili, dass die Portugiesische Galeere (Physalia physalis), eine quallenartige Nesseltierart mit rund 20 Meter langen Tentakeln, wahrscheinlich nicht mehr an den Stränden auftauchen würde. Die aus vielen einzelnen Polypen bestehenden Lebensformen seien nämlich zu diesem Zeitpunkt im Jahr am Ende ihres Lebenszyklus‘ angelangt.

Immer mehr Quallen im Meer

Das Problem löst sich dadurch aber nur bedingt von selbst. Im Meer rund um die Balearen werden, so Gili, nämlich noch große Mengen an Leuchtquallen (Pelagia noctiluca), Segelquallen (Velella velella) und Lungenquallen (Rhizostoma pulmo) erwartet. Grund dafür sind die hohen Wassertemperaturen. Außerdem haben sich Quallen in den Weltmeeren in den letzten zwei Jahrzehnten massiv vermehrt. Auslöser sind der Klimawandel, aber auch die Überfischung. Wenn nämlich die quallenfressenden Fische weggefangen werden, bleiben viele Quallen übrig und können sich vermehren.
Quallen sind sehr einfache Lebewesen, die ohne Augen oder Gehirn auskommen. Man geht deshalb davon aus, dass sie nicht entscheiden, wohin sie schwimmen. Oft zieht sie die Strömung einfach mit. So kann es passieren, dass sie in Strandnähe getrieben oder sogar ans Ufer gespült werden. Badegäste sehen die toten Tiere dann als Glibberhaufen im Sand liegen.

Was passiert, wenn wir uns „vernesseln“

Manche Arten von Quallen sind im Wasser und zu Land gefährlich. Das Problem sind die Tentakel mit den vielen Nesselzellen. Diese Zellen sind wie kleine Sprengfallen aufgebaut. Wenn sie durch chemische Reize oder Berührungen ausgelöst werden, feuert jede Nesselzelle automatisch klebrige Fäden oder mikroskopische Giftharpunen mit Widerhaken ab. Eigentlich sind diese dazu da, kleine Meereslebewesen zu fangen, von denen die Qualle sich ernährt. Manche dieser Mikroharpunen können aber auch in die menschliche Haut eindringen. Das ist sehr schmerzhaft. Das Gift aus den Nesselzellen verursacht gleichzeitig Rötungen und Blasen. Zusätzlich kann es zu körperlichen Reaktionen kommen, im Extremfall zum anaphylaktischen Schock. Ein kleiner Trost ist, dass die Quallenarten mit tödlich starken Giften wie die Seewespe (Chironex fleckeri) nicht im Mittelmeer vorkommen. Touristen auf Mallorca sind vor ihnen sicher.

Erste Hilfe bei Quallen-Verbrennungen

Bei der Begegnung von Mensch und Qualle bleiben die Tentakel und Nesselfäden oft an der Haut kleben. Bevor die brennenden geröteten Stellen versorgt werden können, müssen diese erst einmal runter, um nicht noch mehr Schaden anzurichten. In den Tentakeln der Quallen befinden sich oft nämlich noch zahlreiche geladene Nesselzellen. Diese sind wie Blindgänger und müssen deshalb genauso behutsam behandelt werden. Werden sie zu fest angefasst oder etwa mit bloßen Händen oder einem Handtuch abgerubbelt, entladen sich die Nesselzellen. Dasselbe kann passieren, wenn versucht wird, die Verbrennung mit Süßwasser oder Alkohol abzuspülen. Die Nesselzelle merkt dann sozusagen, dass sie sich nicht mehr im Meer befindet und feuert. Deshalb ist es besser, eine Quallen-Verbrennung mit Meerwasser auszuspülen.

Die Tentakel selbst können mit einer Pinzette abgezupft werden. Ist keine zur Hand, kann auch trockener feiner Sand auf die Stelle gestreut werden. Die in Sand eingeschlossenen Quallenteile lassen sich dann mit einer Karte oder einer Kinderschaufel von der Haut kratzen. Für die Behandlung der Haut selbst sind antihistaminhaltige Salben geeignet.

Wenn jemand aber auf den Quallenstich stark allergisch reagiert oder größere Hautpartien betroffen sind, dann ist das ein Fall für die Notaufnahme.

Willst du mehr wissen?

In diesem kurzen Video (mit deutschen Untertiteln) lernst du mehr über Quallen und ihre besonderen Fähigkeiten.

Quellen:

Altmeyer P: Artikel: Dermatitis medusica in Altmeyers Enzyklopädie unter www.enzykloepaedie-dermatologie.de
Bartholomäus E: Reisemedizin: Was bei Kontakt mit Quallen zu beachten ist. In: Dtsch Arztebl 2009; 106(28-29): A-1438 / B-1226 / C-1194, online unter www.aerzteblatt.de
Erste Hilfe Zentrum Kiel: Feuerquallen unter: www.erste-hilfe-zentrum-kiel.de
Artikel: Cniden, in: Lexikon der Biologie, Heidelberg 1999 unter: www.spektrum.de

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